Nachhaltige Fischerei
Für die Stadt Neustadt in Holstein spielt die Ostsee eine bedeutende Rolle: Sie prägt die Identität der Einheimischen, die vorhandenen Wirtschaftszweige und die touristische Attraktivität der Region. Das Leben an und mit der Ostsee ist besonders - steckt einerseits voller Möglichkeiten und birgt andererseits auch große Verantwortung. So sind unter anderem die Folgen des Klimawandels durch die Ostsee vor der eigenen Haustür spürbar. Neben Hochwasserereignissen wird er auch durch die Veränderungen unter Wasser, wie etwa der Rückgang der Fischbestände, sichtbar. Um diese Probleme, die damit verbundenen Herausforderungen und mögliche Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung in der Öffentlichkeit zu platzieren, sieht sich die Stadt Neustadt in Holstein mit in der Pflicht ihren Beitrag zu leisten (siehe Projektteilnahme „Ostseefischerei im (Klima-)Wandel“).
Projektteilnahme »Ostseefischerei im (Klima-)Wandel«
Die Fischerei hat in Neustadt in Holstein lange Tradition. Mit dem Neustädter Fischeramt anno 1474 und noch heute aktiven Amtsbrüdern hat die Stadt die älteste Fischerinnung Deutschlands, die zur Identität der Hafenstadt sowohl für Einheimische als auch für Touristen beiträgt. Der Erhalt von Tradition in Verbindung mit zukunftsgerichteten Handeln stellt hierbei eine wichtige Aufgabe dar.
Mit diesem Bewusstsein nimmt die Stadt Neustadt in Holstein seit 2023 als Pilotkommune in dem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt „Ostseefischerei im (Klima-)Wandel“ teil. Angetrieben von der Sorge um die Ostseefischerei und den Meeresschutz arbeiten die Deutsche Umwelthilfe, die Universität Hamburg und der Fischereischutzverband Schleswig-Holstein an der Weiterentwicklung von nachhaltigen Fanggeräten, einem verbesserten Fischereimanagement und dem Schutz der Ostsee.
Die Stadt Neustadt in Holstein, die sich als Global Nachhaltige Kommune einer nachhaltigen Entwicklung verschrieben hat, beteiligt sich gemeinsam mit lokalen Fischern an dem Projekt.
Die Ostsee und die Fischerei
Um die Herausforderungen der Ostsee und der heimischen Fischarten zu verstehen gibt es hier eine Übersicht zu den wichtigsten Fakten.
Wichtigste Fischarten:
- Dorsch (Kabeljau)
- Hering
- Sprotte
- Plattfische, wie Flunder und Scholle
- Lachs und Meerforelle
- Zander, Hecht und Aal
Am häufigsten in der Ostsee gefangen werden Hering und Dorsch, gefolgt von Plattfischen und Sprotte.
Fischbestände und Fangquoten:
- Dorsch: Bestände in der westlichen Ostsee sind stark dezimiert. Eine gezielte Fischerei auf Dorsch ist seit 2022 verboten. Lediglich eine stark reduzierte Beifangquote (Beifangquote 2025: 266 Tonnen) ist erlaubt. Für Freizeitangler gilt ein vollständiges Fangverbot.
- Hering: Bestände in der westlichen Ostsee sind kritisch und liegten unter dem Limit für eine gesunde Fortpflanzung. Eine gezielte Fischerei ist dort nur kleinen Küstenfischern in sehr begrenztem Umfang erlaubt (Fangquote 2025: 788 Tonnen)
- Sprotte: Bestände in der Ostsee sind derzeit rückläufig. Die Fangquote wurde 2025 um 31 % auf 900 Tonnen gesenkt, um einen Rückgang unter ein nachhaltiges Niveau zu verhindern.
- Plattfische: Plattfischbestände in der Ostsee sind derzeit stabil bis positiv, wobei eine nachhaltige Bewirtschaftung und die Berücksichtigung regionaler Unterschiede weiterhin wichtig sind.
Fangmethoden:
- Grundschleppnetze: Effektiv, aber schädlich für den Meeresboden und mit hohem Beifangrisiko. Häufig bei der Fischerei auf Dorsch, Scholle und Flunder.
- Pelagische Schleppnetze: Geringere Auswirkungen auf den Meeresboden, aber potenzieller Beifang von Jungfischen. Kommen bei Schwarmfischen wie Hering und Sprotte zum Einsatz.
- Stellnetze: Selektiver Fang, geringerer Beifang, aber Risiko für Meeressäuger und Seevögel. Werden vor allem von Küstenfischern eingesetzt.
- Reusen und Fischkörbe: Umweltfreundlich mit kaum Beifang. Traditionelle und selektive Fangmethode, vor allem für Aal oder kleinere Fischarten.
Im Allgemeinen gelten Stellnetze und Reusen als besonders nachhaltig, wenn sie artgerecht eingesetzt werden. Sie verursachen kaum Schäden am Meeresboden und haben geringen Beifang. Durch technische Maßnahmen wie akustische Signalgeber ("Pinger") lässt sich der Beifang von Schweinswalen weiter reduzieren.
Probleme der Ostseefische:
- Monitionsaltlasten
- Müll im Meer, etwa Geisternetze oder Kunststoffe
- Überdüngung, aus Landwirtschaft und Abwasser
- Sauerstoffmangel
- steigende Wassertemperaturen
- Überfischung
Neustädter Platt-Fischtag
Wie unter "Die Ostsee und die Fischerei" dargestellt, sind die typischen Ostseefische wie Dorsch und Hering durch ihren geringen Bestand sehr gefährdet und unterliegen strengen Fangquoten. Anders ergeht es den Plattischen, weshalb die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht und das Stadtmarketing in Kooperation mit dem Neustädter Fischeramt am 7. Juni den ersten Neustädter Platt-Fischtag veranstaltet und dabei die Scholle, Flunder und Co. in den Vordergrund stellen.
Die sensibilisierten Fischer des Neustädter Fischeramts tragen mit ihren schonenden Fangmethoden zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Fischbeständen in der Ostsee bei. Durch den direkten Verkauf vom Kutter bzw. über das Fischeramt, wird ein nachhaltiger Konsum ermöglicht und das Bewusstsein für die endliche Ressource Fisch gestärkt.
Neben der thematisch nachhaltig ausgerichteten Veranstaltung, werden auch beim Veranstaltungsrahmen selbst nachhaltigen Kriterien berücksichtigt, welche die Stadt Neustadt in Holstein in einem Leitfaden bereitgestellt hat:
So wird eine Anreise mit nachhaltigen Verkehrsmitteln, wie Bus oder Rad empfohlen, es gibt vegetarische Essensalternativen und es kommt Mehrweggeschirr zum Einsatz.
Hier geht es zur Veranstaltungsseite.