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Stadtwappen als Merkmal in der Entwicklung des Bürgertums

Das für Tondern, Kiel und Neustadt in Anlehnung an das Lübecker Siegel gewählte Schiffssiegel kann als Merkmal in der Entwicklung des Bürgertums gelten, denn es stellt - verkörpert durch den im Vorschiff stehenden Mann mit der Schwurhand - die symbolische Würdigung der in Selbstverwaltung lebenden Bürgergemeinde einer Stadt dar. Das Siegel ist also der sichtbare Ausdruck der Verleihung des Lübischen Rechts und soll zugleich mit dem Schiff als Hauptbild die seewärts gerichtete Wirtschaft der Städte anzeigen.

Bemerkenswert ist, dass die holsteinischen Grafen nach einem mehrfachen Schwanken ihrer Politik am Ende der 30-er Jahre des 13. Jahrhunderts die in Lübeck erreichte Stellung der bürgerlichen Selbstverwaltung anerkennen und ihre beiden Städte Kiel und Neustadt nach diesem Vorbild gründen, wodurch sich das die nächsten Jahrhunderte bestimmende friedliche Nebeneinander der Grafschaft und der Hansestadt abzeichnet. Aus dieser Sicht gehört Neustadts Siegelbild zu den historisch und kulturgeschichtlich bedeutsamen Äußerungen stadtrechtlicher Formen in Norddeutschland und reiht sich zudem in die Gruppe jener Städte ein, die bis zum Baltikum hin das Schiffssiegel als Zeichen der Verbundenheit mit dem hansisch-bürgerlichen Lebenskreis führen.