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Absage der Gedenkfeier am 3. Mai 2021

Schweren Herzens musste auch in diesem Jahr die Gedenkfeierlichkeit zur Würdigung des Jahrestages der Cap Arcona-Tragödie am 3. Mai aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Bürgermeister Mirko Spieckermann, Bürgervorsteher Sönke Sela, Landtagspräsident Klaus Schlie und Frau Granzow-Rauwald von der Amicale International Neuengamme werden den Opfern der Cap Arcona-Tragödie in einem stillen Gedenken die Ehre erweisen und stellvertretend eine Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof am Stutthofweg und auf dem jüdischen Friedhof am Grasweg vornehmen. Die Kranzniederlegung am Ehrenfriedhof am Stutthofweg sowie einige kurze Gedenkworte werden am 3. Mai2021 ab 10 Uhr per Livestream übertragen. Während der Kranzniederlegung und der Aufzeichnung des Livestreams sind auf dem Ehrenfriedhof coronabedingt leider keine Besucher erlaubt.

Ein individuelles Gedenken durch einzelne Bürger:innen ist an diesem Tag auf dem Ehrenfriedhof Stutthofweg ab 11 Uhr sowie auf dem jüdischen Friedhof ganztägig möglich. Die Stadtverwaltung bittet um Einhaltung der Kontaktbeschränkungen.

Aufzeichnung des Livestreams

Gedenkwort der Stadt Neustadt in Holstein anlässlich des 76. Jahrestages der Cap Arcona-Tragödie am 3. Mai

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

bereits im vergangenen Jahr mussten die Gedenkfeierlichkeiten zur Würdigung des 75. Jahrestages der Cap Arcona-Katastrophe aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Alle Hoffnungen, in diesem Jahr wieder eine Gedenkveranstaltung mit Überlebenden, Hinterbliebenen, Angehörigen von Opferverbänden und Glaubensgemeinschaften sowie Vertretern von Bund, Land und Kommune durchzuführen und den Opfern zu gedenken wurden erneut durch die Pandemie zerschlagen.

Schweren Herzens mussten wir auch in diesem Jahr die Feierlichkeiten absagen und einen anderen Weg des Gedenkens gehen. Wir werden stellvertretend für Sie alle am Ehrenfriedhof Stutthofweg und auf dem jüdischen Friedhof am Grasweg Kränze niederlegen und still der Opfer gedenken. Wir bitten Sie, in Gedanken bei den Opfern zu sein und damit gemeinsam und doch jeder für sich der Katastrophe zu gedenken.

Wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es durch einen tragischen Irrtum zum Luftangriff englischer Typhoons auf die Schiffe Cap Arcona und Thielbek. In der Annahme deutsche Truppentransporte anzugreifen, wurden die beiden Schiffe von den englischen Fliegern bombardiert. An Bord befanden sich jedoch insgesamt fast 10.000 Gefangene aus dem Konzentrationslager Neuengamme, von denen rund 7.000 Menschen ihr Leben durch die Angriffe verloren. Es ist wichtig, die Erinnerung an diese furchtbare Katastrophe wach zu halten und der Toten zu gedenken.

Wir schulden es den Opfern, dass ihr Leid nicht in Vergessenheit gerät. Wir tragen Verantwortung, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf. Den Frieden, die Freiheit, die Solidarität, die wir heutzutage hier erleben dürfen – sie sind nicht selbstverständlich.

Deshalb machen wir uns stark für den Schutz von Demokratie, Menschenrechten und Rechtstaatlichkeit.
In ganz Europa bekommen rechtsextreme Parteien mehr Zulauf. Diese Art der Parteien stellen die Menschenrechte in Frage und untergraben den Rechtstaat. In anderen Ländern kommen Diktatoren an die Macht und hebeln die Rechtstaatlichkeit aus. Minderheiten werden unterdrückt, politische Gegner inhaftiert. Solchen besorgniserregenden Entwicklungen müssen wir etwas entgegensetzen.

Damit sich Tragödien wie am 03. Mai 1945 nicht wiederholen, müssen wir die Erinnerung aufrechterhalten, in allen Schichten der Gesellschaft und in allen Altersgruppen. Die Neustädter Schulen und das Kinder- und Jugendnetzwerk Neustadt in Holstein e. V. zeigen vorbildlich, wie sich Jugendliche schulübergreifend mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Ob es eine bewegende Dokumentation, eine Wanderausstellung oder ein Gedenkstein ist, die Jugendlichen zeigen „Wir haben und werden nicht vergessen!“

„Wir dürfen nicht vergessen!“ damit appellieren auch die Überlebenden der Katastrophe und deren Angehörige jedes Jahr wieder bei den Gedenkfeierlichkeiten am 3. Mai auf dem Ehrenfriedhof am Stutthofweg. Es sind tragische Geschichten die sie erzählen, Geschichten die berühren und mahnen, wie wichtig gemeinsame Erinnerungen und Gedenken für uns sind.

Ihr Schicksal muss für uns Vermächtnis sein, für Toleranz, Frieden und Humanität zu wirken. Die Stadt Neustadt in Holstein ist sich dieser Verpflichtung bewusst.

Lassen Sie uns gemeinsam in Stille innehalten, um zu erinnern und für die Zukunft zu lernen.

Wir dürfen und werden nicht vergessen!

Ihr Sönke Sela

Bürgervorsteher der Stadt Neustadt in Holstein

Ihr Mirko Spieckermann

Bürgermeister der Stadt Neustadt in Holstein

Autor: Beate Weidemann, 29.04.2021