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Dokumentationszentrum Cap Arcona: 5 Millionen für unsere Stadt

Der Haushaltsausschuss hat in seiner gestrigen Bereinigungssitzung beschlossen, für das von der Stadt Neustadt geplante Dokumentationszentrum zum Untergang der "Cap Arcona" eine Anschubfinanzierung von fünf Millionen Euro zu leisten. Davon stehen 500.000 Euro bereits 2022 im Bundeshaushalt bereit, während von 2023 bis 2025 mit dem Baufortschritt jeweils 1,5 Millionen Euro als Verpflichtungsermächtigungen beschlossen wurden.

Bürgermeister Spieckermann freut sich sehr über diese Nachricht, die er von der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn erhielt, die sich im Vorfeld bereits sehr für das Projekt eingesetzt hat. Die Bereitstellung dieser Mittel ist ein klares Bekenntnis des Bundes zum Gedenken an diese furchtbare Katastrophe.

Diese Anschubfinanzierung wird eine angemessene Darstellung und eine moderne Ausstellung in einem Neubau ermöglichen. Die Stadt wird nun konkrete Planungsschritte einleiten und daran arbeiten, die vollständige Finanzierung auch mit Hilfe des Landes Schleswig-Holstein und der Stiftung für Gedenkstätten des Landes sicherzustellen.

Zum Werdegang

Die "Cap-Arcona-Katastrophe" in der Neustädter Bucht am 3. Mai 1945 zählt zu den herausragenden Ereignissen in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs. Der Tod von über 7000 KZ-Häftlingen aus vielen Ländern Europas im Zuge der Auflösung des nationalsozialistischen Lagersystems hat eine vielfältige Erinnerungskultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nach sich gezogen. Internationales Engagement erfolgt durch enge Zusammenarbeit der Amicale Internationale KZ-Neuengamme, insbesondere im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 3. Mai. Seit vielen Jahren besteht ein vielseitiges ehrenamtliches Engagement der Zivilgesellschaft, gerade auch im Bereich der Jugendarbeit und der Schulen. In Neustadt in Holstein soll nun ein Zentrum dieses Erinnerns entstehen - ein zeitgemäßer Dokumentations- und Lernort, der den Dimensionen des Geschehens gerecht wird und mit innovativen Angeboten die historisch-politische Bildungsarbeit zur NS-Geschichte bereichert. Dieses anspruchsvolle Vorhaben benötigt breite Unterstützung und nachhaltige finanzielle Förderung.

Bisher waren nach der Bereitstellung von Fördermitteln durch das Land Schleswig-Holstein Planungen zur Umgestaltung eines Raumes im zeiTTor-Museum vorgesehen. Eine angemessene Darstellung der anspruchsvollen Inhalte wäre dort aber nur sehr eingeschränkt möglich gewesen.

Ende 2021 ist es der Stadt Neustadt in Holstein gelungen, das Nachbargrundstück des stadtgeschichtlichen zeiTTor-Museums zu erwerben. Es wurde eine Konzeptstudie für das neue Dokumentationszentrum Cap Arcona entworfen. Ein nachhaltiger Betrieb soll durch einen gemeinsamen Eingangsbereich beider Häuser ermöglicht werden. Das Zentrum soll mit bereits vorhandenen Gedenkorten in und außerhalb von Neustadt in Holstein verknüpft werden. Die internationale Bedeutung und historische Tragweite der Cap-Arcona-Katastrophe erfordern eine differenzierte und zeitgemäße Präsentation, die die Ereignisse einordnet, die Biografien von Opfern und Überlebenden darstellt, das Verhalten der Täterinnen und Tätern und der Bevölkerung hinterfragt und die "zweite Geschichte" der Aufarbeitung und des Gedenkens nach 1945 dokumentiert. Dabei sollen auch die Morde an über 200 Häftlingen aus dem KZ Stutthof am Neustädter Strand nur wenige Stunden vor der Schiffskatastrophe angemessen dargestellt werden.

Die Stadt Neustadt in Holstein ist bereit sich dieser Verantwortung zu stellen und für das Dokumentationszentrum die Trägerschaft zu übernehmen. Sie hat bereits vor mehreren Jahren für die inhaltliche Konzeption einen wissenschaftlich besetzten Begleitausschuss ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem 2021 beauftragten Kuratorenteam plant der Begleitausschuss die Inhalte für die neue Cap-Arcona-Ausstellung. Im Zuge dieser Konzeptionierung wurde die Wichtigkeit dieses Anliegens bereits durch eine Personalkostenförderung der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten zur Förderung einer pädagogischen Fachkraft für den Bereich Cap Arcona dokumentiert und unterstützt.

Im Frühjahr 2022 wurde an verschiedenste Adressatinnen und Adressaten ein Letter of Intent versendet, der das Projekt skizziert und möglichen Unterstützerinnen und Unterstützern die Möglichkeit gab, ihr Wohlwollen zu signalisieren. Die überwältigende Anzahl positiver Rückmeldungen gab den Handelnden vor Ort das Signal, auf dem richtigen Weg zu sein.

Auch seitens des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, mit dem ein intensiver Austausch im Rahmen eines Lenkungsausschusses stattfindet hat von Anfang an Rückhalt und Unterstützung für das Projekt signalisiert.

Der planerische Kostenrahmen wird derzeit auf Basis der Konzeptstudie ermittelt. Es war jedoch schon zu Beginn offensichtlich, dass die Realisierung des Projektes nur mit großer Unterstützung durch Bund und Land möglich sein würde.

Erstellt von: Falk Krüger
Quelle: Klaas Raloff